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Mehr Menschlichkeit und mehr Respekt: Was für ein gutes Miteinander in den Praxen nötig ist

Mit einem Baby im Arm und zwei kleinen Kindern an der Hand, so ist Ganiyat Lawal vor acht Jahren hier in Deutschland angekommen. Seit 2022 macht sie die Ausbildung als Zahnmedizinische Fachangestellte (ZFA) in der Praxis von Dr. Hausweiler in Düsseldorf. „Und wenn ich die Prüfung im Januar 2026 fertig habe, dann fahre ich in den Urlaub, aber ohne Kinder“, lacht die aus Lagos in Nigeria stammende Frau. Ihre Anfänge in Deutschland waren schwer, sehr schwer sagt sie. Aber der Chef und alle Kolleginnen und Kollegen machen es ihr leicht.


„Ich kann in Teilzeit meine Ausbildung machen“, erklärt die 37jährige Mutter. Nebenbei kümmert sie sich um ihre drei Kinder, lernt Deutsch und meistert ihr Leben. Diskriminierung hat sie erlebt, im Supermarkt, auf der Straße. In der Zahnarztpraxis noch nicht. „Ich bin nett zu den Menschen, Offenheit ist wichtig. Sich gegenseitig gut behandeln“, das ist für Ganiyat Lawal das Wichtigste im Leben. Das erklärt sie auch immer ihren Kindern.

 

Der Ton ist rauer geworden

So sieht es auch ihre Kollegin Manuela Lücker (47), die auch als ZFA in der Praxis Hausweiler arbeitet. Seit 30 Jahren arbeitet sie dort und was sie fordert, klingt eigentlich ganz banal: Respekt und Geduld, mehr Menschlichkeit. Sie erlebt vorne an der Anmeldung das der Ton rauer geworden ist und die Bereitschaft zuzuhören abnimmt.

Was passiert, wenn der Patient an der anderen Seite der Theke laut wird? „Ich versuche immer zu sagen, wir sind zwei erwachsene Menschen und können uns vernünftig miteinander unterhalten.“ Wenn das nicht hilft? Dann bricht sie das Gespräch ab. Angst? Sie versucht die Arbeit nicht mit nach Hause zu nehmen, das gelingt nicht immer. Ihr Ventil heißt Sport und ist ihr Lebenselixier.

 

Sprache oft große Hürde

Und wenn Patienten nicht lockerlassen, wie der Typ von den Hells Angels, der nicht damit einverstanden war, wie das Gutachten in seinem Fall ausgefallen war. „Da musste man schon einiges aushalten und verbale Verunglimpfungen zurückweisen. Der stand auch jeden Tag auf der Matte und hat einem mit seiner Kutte Respekt eingeflößt.“

Diskriminierung findet Manuela Lücker furchtbar, Integration ist wichtig, von beiden Seiten aus. Die Sprache ist die größte Hürde. Oft kann sich Manuela Lücker nicht mit den neuen Patienten verständigen. Die Sprache verstehen, das ist wichtig, sagt auch Ganiyat Lawal und ist froh, dass ihre Kinder in der Schule gut mitmachen. „Denn hier in Deutschland kannst du alles werden, wenn du nur willst. Auch Zahnarzt“, daran glaubt sie ganz fest.

 

Wertvolle Unterstützung vom Chef

Auch in der Praxis des Düsseldorfer Zahnarztes Dr. Thorsten Zickuhr müssen die Auszubildenden aus Vietnam Diskriminierung aushalten, oft versucht der Chef dazwischen zu gehen. Als die junge Frau aus Vietnam, sie macht eine Ausbildung zur ZFA, im Telefontraining war (hierbei hört der Chef mit und unterstützt, wenn nötig), wurde ein älterer Herr pampig und beleidigte die Auszubildende wegen ihrer Sprache.

Dr. Thorsten Zickuhr verteidigte seine Angestellte, da sagte der unverschämte Mann: „Sie sind wahrscheinlich die falsche Praxis für mich, wenn sie sich noch nicht einmal Mitarbeiter leisten können, die Deutsch sprechen.“ Er hatte nicht mit der Schlagfertigkeit des Zahnarztes gerechnet, der sagte „Dann sind wir mit Sicherheit die falsche Praxis für Sie!“ und auflegte. Eine schlimme Erfahrung für die junge Frau, die erst einmal vom Chef aus dem Training genommen wurde, damit sie das Erlebte verarbeiten konnte.

 

Rassismus-Studie in NRW

Das Gesundheitsministerium hat im Juni 2024 eine Studie zu Rassismus und Antisemitismus gegenüber Beschäftigten im Gesundheitswesen in Nordrhein-Westfalen in Auftrag gegeben, die sich auch mit dem Thema Gewalt befassen wird. Die Studie soll zuverlässige Zahlen und detailliertere Einblicke, aber auch einen Überblick über bereits vorhandene Maßnahmen in Bezug auf den Schutz von Beschäftigten in gesundheitlichen Versorgungseinrichtungen in Nordrhein-Westfalen liefern. Die Endergebnisse werden im Sommer 2026 erwartet.

Was für Ergebnisse erwartet Dr. Zickuhr? „Die Problematik wird größer werden, die Aggressivität nimmt zu. Und wir müssten an vielen Punkten an den Stellschrauben drehen. Gute Sprachschulen, gute Berufsausbildung und mehr Respekt gegenüber anderen Menschen.“ Respekt, ein Wort das sich wiederholt.

Autorin: Manuela Hannen


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In jeder Zahnarztpraxis kann es zu diskriminierendem, rassistischem oder gewalttätigem Verhalten gegenüber Mitarbeitenden mit Migrationshintergrund kommen – sei es durch abwertende Bemerkungen von Patienten oder respektloses Verhalten, bis hin zur Verweigerung der Behandlung. Solche Vorfälle erfordern eine professionelle und besonnene Reaktion, um Eskalationen zu vermeiden und ein respektvolles Miteinander zu fördern. Dieser Leitfaden kann helfen, herausfordernde Situationen professionell zu deeskalieren und eine respektvolle Praxisumgebung zu gewährleisten.

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