Interview mit Vizepräsident Dr. Thomas Heil und Abteilungsleiter Jörg Kuiper über die aktuellen Projekte im Bereich Ausbildung.
Im August haben sich die Zuständigkeiten für den Bereich Ausbildung in der Zahnärztekammer Nordrhein geändert. Vizepräsident Dr. Thomas Heil hat für den Vorstand wieder die Zuständigkeit für den Bereich Ausbildung übernommen. In dieser Rolle war er bereits vor 2019 tätig und war maßgeblich an der Gestaltung der neuen Ausbildungsverordnung beteiligt. Zudem ist er zuständig für den Bereich EDV und wird entsprechend die Digitalisierung in der Abteilung vorantreiben. Mattias Abert bleibt stellvertretend zuständig für die Abteilung und unterstützt Dr. Heil unter anderem durch Übernahme des Güteausschusses sowie der Kommission für Prüfungsfragestellungen. Darüber hinaus hat Herr Jörg Kuiper im April die Leitung der Abteilung Aus- und Fortbildung übernommen. Er war zuvor langjährig in leitender Funktion bei der Handwerkskammer Münster tätig.
Im gemeinsamen Interview berichten Dr. Thomas Heil und Herr Kuiper, welche Projekte Sie in den kommenden Wochen und Monaten angehen wollen.
Herr Dr. Heil, Sie sind zurück in Ihrer alten Rolle als Ausbildungsberater der Zahnärztekammer Nordrhein. Wie kam es dazu?
Dr. Thomas Heil: Durch die neue Ausbildungsverordnung ergeben sich in der Abteilung und vor allem auch bei unseren Mitgliedern viele Fragen. Da ich als einer der Fachreferenten an der Erstellung der neuen Ausbildungsverordnung mitgewirkt habe und zudem als Referent des Bundesinstituts für Berufsbildung die Schulungen zur neuen Ausbildungsverordnung mit begleite, hat es sich angeboten, auch in unserem Haus wieder die Zuständigkeit für die Abteilung zu übernehmen. Zudem ist und war mir das Thema Ausbildung und Fachkräftesicherung immer eine Herzensangelegenheit.
Herr Kuiper, sie leiten seit April die Abteilung Ausbildung. Was hat Sie gereizt, diese Aufgabe zu übernehmen?
Jörg Kuiper Ich habe vorher vierzehneinhalb Jahre in ähnlicher Funktion in der Handwerkskammer Münster gearbeitet. An der Arbeit in der Zahnärztekammer hat mich gereizt, dass es hier eine enge Verzahnung zwischen Aus- und Fortbildung gibt. Außerdem sind die Entscheidungswege deutlich kürzer und die Gestaltungsspielräume dadurch größer als in einer großen Wirtschaftskammer. Da ich gerne aktiv gestallte, fiel die Entscheidung zu Gunsten der ZÄK bei mir schnell.
Dr. Heil Mit seiner langjährigen Erfahrung kann uns Herr Kuiper dabei helfen, unsere Verwaltungsprozesse weiter zu professionalisieren. Außerdem bringt er einen frischen Blick auf unsere Arbeit mit, was zusätzlich hilft, Optimierungspotential zu identifizieren. Denn wenn man viele Jahre im selben Bereich arbeitet, wird man irgendwann betriebsblind. Das Problem hat Herr Kuiper als externer Neuzugang nicht. Damit bringt er die idealen Voraussetzungen für unsere anstehenden Herausforderungen mit.
Worin liegen denn aktuell die größten Herausforderungen im Bereich Ausbildung?
Dr. Heil Unsere größte Herausforderung bleibt auch ein Jahr nach Inkrafttreten unsere neue Ausbildungsverordnung. Stück für Stück müssen die Vorgaben nun in die Praxis umgesetzt werden, wodurch bei uns natürlich viele Fragen von Zahnärzten, Berufsschullehrern und Auszubildenden auftauchen. Insbesondere bei der gestreckten Abschlussprüfung und der Verkürzung der Ausbildung besteht viel Beratungsbedarf.
Kuiper Das aktuell noch bestehende Nebeneinander von alter und neuer Prüfungsordnung ist auch eine organisatorische Herausforderung. So müssen wir im kommenden Jahr drei schriftliche Prüfung nach der alten Ordnung und vier nach der neuen Ordnung konzipieren und durchführen.
Zeigen sich bereits Auswirkungen der neuen Ausbildungsverordnung?
Dr. Heil Um ein umfassendes Fazit zu ziehen, ist es nach einem Jahr noch zu früh. Was uns in der Umsetzung aber sehr wichtig war und ist, ist ein starker praktischer Bezug – auch in den Berufsschulen. So haben wir die Fachkundelehrer im Bereich Strahlenschutz geschult und mit selbst entworfenen Lehrmaterialien unterstützt, damit eine von der Aufsicht geforderte inhaltliche Rechtssicherheit bezüglich der Inhalte gegeben ist und der entsprechende Praxisbezug dabei im Unterricht nicht verloren geht. Darüber hinaus planen wir im kommenden Jahr die erste Durchführung einer praktischen Prüfung in einer Zahnarztpraxis. Dafür suchen wir aktuell noch nach Kolleginnen und Kollegen, die dafür ihre Praxis zur Verfügung stellen würden.
Um die Ausbildung und vor allem die Prüfung praxisnäher zu gestalten, sollen praktische Prüfungen in Zukunft direkt in einer Zahnarztpraxis stattfinden, damit Auszubildende an ihrem zukünftigen Arbeitsort ihr Wissen unter Beweis stellen können. Dazu werden noch Zahnärztinnen und Zahnärzte gesucht, die für dafür ihre Praxis zur Verfügung stellen. Interessierte erhalten weitere Informationen bei Abteilungsleiter Jörg Kuiper unter kuiper@zaek-nr.de.
Auf Ihrer Agenda steht auch das Thema Digitalisierung. Welche Prozesse sind damit konkret gemeint?
Dr. Heil Im kommenden Jahr soll endlich ein digitales Berichtsheft im Portal an den Start gebracht werden. Ziel ist es, dass die Auszubildenden ihre Ausbildungsfortschritte über das Portal in ein digitales Dokument eintragen und diese im Portal direkt vom Ausbilder freigegeben werden. Das erleichtert nicht nur die Pflege des Berichtshefts, sondern ermöglicht dem Ausbilder auch, den Fortschritt der Auszubildenden beim Ausfüllen des Berichtshefts im Blick zu behalten. Wird das Heft nicht ordentlich gepflegt, fällt das sofort auf, sodass der Ausbilder entsprechend intervenieren kann. Am Ende kann das Berichtsheft – sofern alle Vorgaben erfüllt sind – per Klick an die Kammer gesandt werden.
Kuiper Ein weiteres Projekt ist der online zu befüllende Ausbildungsvertrag. Aktuell findet zwischen unserer Abteilung und den Ausbildern noch viel Schriftverkehr statt, weil die Verträge beispielsweise wegen Formfehlern oder fehlender Anlagen nicht eintragungsfähig sind und wieder zurückgesandt werden müssen. Deshalb wollen wir unsere Vorlage im Portal insoweit optimieren, dass bei fehlerhaften Angaben ein Hinweis erscheint und die Verträge bis zu deren Korrektur nicht versandt werden können. Das erspart beiden Seiten einen langwierigen Briefverkehr und somit viel Zeit.
Ein Dauerbrenner bleibt das Thema Fachkräftemangel. Wie wollen Sie dieses Thema angehen?
Dr. Heil Wir arbeiten an verschiedenen Fronten, um den Fachkräftemangel in den Praxen zu mindern. Da ist zum einen unsere sehr erfolgreiche Ausbildungskampagne, mit der wir junge Menschen für den Beruf der ZFA begeistern wollen. Mit unserer Kampagne haben wir in diesem Jahr weit über sechs Millionen Nutzer bei TikTok erreicht. Unsere Ergebnisse haben dabei auch die Kolleginnen und Kollegen der anderen Kammern überzeugt: Im kommenden Jahr wird die Kampagne deshalb bundesweit unter unserer Federführung mit allen Zahnärztekammern fortgeführt.
Ebenso wichtig wie die Suche nach neuen Auszubildenden ist es aber, dass jeder, der eine Ausbildung beginnt, diese auch erfolgreich abschließt. Jeder vorzeitige Abbruch ist einer zu viel; auch an dieser Stellschraube werden wir weiterdrehen. So planen wir unter anderem eine Fortbildungsreihe, um die Kolleginnen und Kollegen im Bereich Arbeitspädagogik zu schulen.
Kuiper Außerdem wird das Thema Quereinstieg immer wichtiger. Mit verschiedenen Angeboten bieten wir Interessierten einen Einstieg in die Zahnarztpraxis. Dazu zählt unter anderem unser Projekt „Mütter im Gesundheitswesen“, bei dem wir seit vielen Jahren erfolgreich Mütter mit Migrationsgeschichte zu Fachkräften für die Aufbereitung zahnmedizinischer Instrumente schulen. Dieses Engagement wollen wir weiter ausbauen. Deshalb arbeiten wir aktuell an Kooperationen mit verschiedenen Sprachschulen, um auch dort Auszubildende zu gewinnen.