Die aktuelle Legislaturperiode neigt sich dem Ende zu. Zeit, um auf die ereignisreichen vergangenen vier Jahre zurückzublicken. Im Interview berichten Kammerpräsident Dr. Ralf Hausweiler und Vizepräsident Dr. Thomas Heil über die größten Herausforderungen und Erfolge in ihrer Amtszeit.
Covid-19, Flutkatastrophe, ein gigantisches Haushaltsdefizit – die Liste Ihrer Aufgaben war lang. Was war aus Ihrer Sicht die größte Herausforderung, die Sie zu bewältigen hatten?
Dr. Ralf Hausweiler Das war sicher neben der Haushaltsanierung die Corona-Pandemie. Denn Corona war eine Black Box. Binnen kürzester Zeit waren wir alle mit einer Situation konfrontiert, die wir in dieser Form noch nie erlebt haben und deren Verlauf wir nicht abschätzen konnten. Dass wir gemeinsam mit der KZV die Zahnarztpraxen offenlassen konnten, war sicher unser größter Erfolg. Denn das hat die Existenz der Zahnärzte gesichert, während uns der damalige Finanzminister und heutige Kanzler Olaf Scholz im Stich ließ.
Dr. Thomas Heil Zu Beginn war für mich persönlich die Sanierung des Haushalts die größte gemeinsame Herausforderung. Das war wirklich eine Mammutaufgabe, vor der ich viel Respekt hatte. Und dann kam ein paar Wochen später die Coronapandemie hinzu, die neben den bereits erwähnten Herausforderungen auch noch einmal den Haushalt belastete, da der Fortbildungsbetrieb am Karl-Häupl-Institut vorübergehend eingestellt werden musste.
Zu Beginn ihrer Amtszeit war der Haushalt geprägt von Defiziten, gleichzeitig steuerten die finanziellen Rücklagen auf null zu. Wie haben Sie diese Aufgabe bewältigen können?
Dr. Hausweiler In der konstituierenden Kammerversammlung 2020 hatte ich erklärt, dass das Referat Finanzen zum Präsidenten wechselt, es also zur Chefsache gemacht wird. Wir haben in den folgenden Jahren gemeinsam Ausgaben reduziert und die Finanzen auf sichere Beine gestellt. Inzwischen sind die Rücklagen wieder gefüllt und wir schreiben schwarze Zahlen. Das ist ein großer Erfolg für dieses Haus. Wir haben das aber nicht allein geschafft, sondern in unserer Verwaltung viele Mitstreiter gefunden, die uns auf dem steinigen Weg unterstützt haben. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle noch einmal bedanken.
Dr. Heil Zwei wichtige Bausteine dafür waren der Umzug der Verwaltung nach Neuss, durch den wir rund 500.000 Euro jährlich an Mietkosten sparen, während wir gleichzeitig neue, helle und moderne Räume beziehen konnten. Das wiederum führt zum zweiten wichtigen Baustein: die Modernisierung unseres Fortbildungsinstituts. Mit neuen Kursen und Referenten sowie vielen digitalen Angeboten sind wir nun deutlich besser aufgestellt als noch vor vier Jahren.
Nicht jede Entscheidung können Sie autark treffen, oft sind Sie auf die Zusammenarbeit mit der Politik angewiesen. Wie lautet dort Ihr Fazit?
Dr. Hausweiler Durch unseren massiven Einsatz hat sich die Zusammenarbeit mit der Politik und den Aufsichtsbehörden in NRW weiter sehr verbessert. Das gilt insbesondere für Landesgesundheitsminister Laumann sowie für die Zusammenarbeit mit den anderen Heilberufskammern. Auch das Verhältnis zur KZV Nordrhein ist fast schon historisch vertrauensvoll, wie wir nicht nur während der Corona-Pandemie und bei der Kampagne ‚Zähne zeigen‘ beweisen konnten.
Dr. Heil Wenn ich mit der Politik in einem konstruktiven Diskurs bin und mit Wissen und Verstand versuche, die Sache für meinen Berufsstand zu lösen, dann hören mir die Leute auch zu. Wir haben uns als nordrheinische Zahnärzteschaft bundesweit einen Namen gemacht. In vielen Fachgebieten von der Ausbildungskampagne über Themen im Strahlenschutz bis zum Infektionsschutz oder auch bei der Aufbereitung von Medizinprodukten. Bei vielen Themen werden wir nach unserer Meinung gefragt, weil wir uns durch diese Sachlichkeit bundesweit ein Standing erarbeitet haben.
Dr. Hausweiler Die Ausbildungskampagne ist dafür ein sehr gutes Beispiel. Wo wären wir in unseren Praxen ohne die 30 Prozent an zusätzlichen Auszubildenden, die wir infolge der Kampagne pro Jahr gewonnen haben? Dieser Erfolg hat sich herumgesprochen, sodass wir unsere Kampagne seit diesem Jahr als BZÄK-Kampagne für ganz Deutschland von Nordrhein aus managen.
Wie nehmen Sie die politische Zusammenarbeit auf Bundesebene wahr?
Dr. Hausweiler Auf Landesebene haben wir einen konstruktiven Dialog etabliert, leider scheint dies auf Bundesebene nicht möglich zu sein, da sich Bundesgesundheitsminister Lauterbach offenbar weitgehend einem Dialog entzieht. Und das ist für mich auch ein Stück unbegreiflich, weil es am Ende des Tages um die Versorgung der Patientinnen und Patienten geht. Budgetierung, GOZ, Fremdinvestoren – all diese Probleme lässt Lauterbach ungelöst. Die Zahnärzteschaft wird deshalb weiterhin gemeinsam für einen Politikwechsel kämpfen.