Zur Ansicht in leichter Sprache Zur Ansicht in
Leichter Sprache

Zahnärzte und ZFA zeigten Zähne in Berlin

Am 8. September 2023 fand in Berlin ein weiterer Protest gegen die Auswirkungen der GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes statt.


Die Kundgebung vor dem Brandenburger Tor richtete sich gegen die Politik von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach und damit auch gegen die Budgetierung der PAR-Strecke. Organisiert wurde der Protest durch den Verband medizinischer Fachberufe. Explizit waren alle Arzt- und Zahnarztpraxen sowie alle zahntechnischen Laboratorien aufgerufen, der aktuellen Gesundheitspolitik buchstäblich die Rote Karte zu zeigen.

Für die Zahnärzteschaft sprachen vor etwa 2.000 Protestierenden unter anderem Prof. Dr. Christoph Benz, Präsident der Bundeszahnärztekammer und ZA Martin Hendges, Vorstandsvorsitzender der KZBV.

An die ZFA gerichtet sagte Hendges: „Sie sind das Herz der Praxen! Ihre Arbeit ist eine entscheidende Grundlage für die Funktionsfähigkeit unserer Praxen und damit für eine gute zahnärztliche Versorgung.“

Die Wiedereinführung der strikten Budgetierung im zahnärztlichen Bereich gefährde die Patientenversorgung, bringe viele Praxen in Existenznot und konterkariere die Anstrengungen, eine flächendeckende Versorgung sicherzustellen. Mit Blick auf die über 30 Millionen Parodontitispatientinnen und -Patienten sagte der KZBV-Vorstandsvorsitzende: „Durch die vollkommen verhältnislosen finanziellen Kürzungen wurde der neuen Parodontitistherapie jegliche finanzielle Grundlage entzogen und damit ein von allen Seiten gefeierter Meilenstein für die Mund- und Allgemeingesundheit quasi über Nacht und per Federstrich zur Disposition gestellt.“

Prof. Christoph Benz, Präsident der Bundeszahnärztekammer, führte an, dass sich die Politik nur dann an die ambulante Medizin erinnere, wenn es um Sparmaßnahmen geht: Obwohl nach Schätzungen mit der Parodontitistherapie bei der Behandlung von weiterreichenden Erkrankungen etwa 60 Mrd. Euro eingespart werden können, werde dort gespart. „Da denkt man, die sind so wirtschaftlich, die werden auch noch einen Abzug vertragen können.“

Sylvia Gabel, ZFA-Referatsleiterin im vmf, dankte den anwesenden Arbeitgebern, dass sie ihr Personal mitbegleitet haben. „Vielen Kolleginnen ist dieser Beruf nicht mehr sicher genug und sie gehen aus diesem Beruf. Das heißt, wir können die Patientinnen und Patienten nicht mehr ausreichend versorgen, vor allem bei den präventiven Maßnahmen.“

Quelle: Verband medizinischer Fachberufe e.V.

Fotos: Tanja Marotzke, i.A. des Verbandes medizinischer Fachberufe e.V.

 


2.000 Zahnärzte und ZFA zeigen Zähne!

Am 14. Juni 2023 fand auf dem Roncalliplatz in Köln eine Protestveranstaltung unter dem Motto „Das Maß ist voll“, organisiert vom Landesverband Nordrhein des FVDZ, statt.

Martin Hendges, Vorsitzender des Vorstands der KZBV, Dr. Ralf Hausweiler, Präsident der Zahnärztekammer Nordrhein, Andreas Kruschwitz, Vorsitzender des Vorstands der KZV Nordrhein, Sylvia Gabel, Verband Medizinischer Fachberufe e.V., sowie Prof. Dr. Christoph Benz, Präsident der Bundeszahnärztekammer, riefen die Anwesenden dazu auf, die aktuelle Kampagne der KZBV „Zähne zeigen“ mit vollem Einsatz zu unterstützen.  „Das Maß ist voll!“ sagte Dr. Ralf Hausweiler in seiner Rede, “ wir müssen lauter werden, wir müssen schriller werden, wir müssen Zähne zeigen!“

 

Auszug aus der Rede von Dr. Ralf Hausweiler:

„Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, liebe Praxisteams,

herzlich willkommen im Schatten des Doms zu unserem Demotag! Es ist schon beeindruckend, von der Bühne aus eine solche Menschenmenge zu sehen. Sie alle zu sehen, die sagen: Das Maß ist voll! Sie alle zu sehen, die einer völlig verfehlten Gesundheitspolitik „die Zähne zeigen“! […]

Herr Prof. Frankenberger (DGZMK) hat in der Pandemie einen starken Satz geprägt: „Es gibt nur eine Wissen­schaft, es gibt nur eine Zahnmedizin und es gibt auch nur eine Standespolitik und sie alle drei sprechen geflissentlich auch nur mit einer Stimme! Seite an Seite, mit einer Stimme!

Wenn diese Stimme aber nicht gehört wird, wenn diese Stimme nicht wahrgenommen wird, wie augenblicklich im Bundesgesundheitsministerium, liebe Kolleginnen und Kollegen, dann muss man –ich sage es mal präsidial– deutlicher formulieren, akzentuierter formulieren, oder klarer: dann müssen wir lauter werden, dann müssen wir schriller werden, dann müssen wir Zähne zeigen. […]

In der Pandemie hatten viele von Ihnen Sorgen, wir behandelten schließlich 20 cm vor dem Hotspot des Virus im Rachenraum! Trotzdem haben Sie alle die Versorgung der Bürgerinnen und Bürger dieses Landes sicher­gestellt! Trotzdem haben Sie jede Sekunde die Patien­tinnen und die Patienten behandelt. Jeder Patient konnte jederzeit sicher sein, die erforderliche Behandlung zu erhalten. Und ja, am Ende des Tages haben wir, weil wir eben Profis in Hygiene sind, auch dieses Risiko und diese Belastung, so schwer sie auch gewesen war, gemeistert. Ein besonderes Dankeschön gilt dabei unseren Praxisteams!

Aber wie reagierte der Staat? Rettungsschirm für Zahnarztpraxen? Fehlanzeige. […] Corona-Prämie für Mitarbeitende in unseren Praxen? Fehlanzeige! Einschränkungen von iMVZ und gewerblichen Anbietern von Zahlheilkunde? Fehlanzeige. Unterstützung bei explodierenden Energiepreisen und galoppierender Inflation? Fehlanzeige! […]

Und zur Krönung jetzt ein Spargesetz, damit wir am Ende das bezahlen, was in den Pandemiejahren vom Staat mit vollen Händen verteilt wurde. Liebe Kollegin­nen und Kollegen, das ist weit mehr als nur Gering­schätzung. Das Maß ist voll!

Zahnmedizin wird an dieser Stelle nicht nur gering­geschätzt, ambulante Versorgung wird an dieser Stelle schlichtweg ignoriert. Der Bundesgesundheitsminister ist offenbar auf dem ambulanten Auge blind und das ist nicht hinzu­nehmen, meine Damen und Herren!

2021 führte der Gesetzgeber eine Parodontitis-Behand­lungsstrecke ein, die bis zu drei Jahre dauert, um der so genannten stillen, großen Volkskrankheit „Parodontitis“ endlich wirksam begegnen zu können. 36 Fachgesell­schaften in ganz Europa haben eine S3-Leitlinie erstellt. Das heißt höchste wissenschaftliche Evidenz! Und Deutschland hat als erstes Land in Europa begriffen, dass man diese chronische Erkrankung nicht nur bekämpfen kann, in dem man sie systematisch behandelt, sondern auch bekämpfen muss, wenn man die Auswirkungen insbe­sondere auf die Allgemeingesundheit der Patienten bedenkt! Wir wurden in ganz Europa beneidet, um diesen konsequenten präventionsorientierten Ansatz. 35 Millionen Deutsche (fast jeder 2. Deutsche) leiden an einer Parodontitis, ca. 10 Millionen an einer schweren Verlaufsform. Und schwere Parodontitis heißt, dass ein 8-9fach höheres Risiko für eine Diabetes besteht. Paro­dontitis führt zu einem hohen Schlaganfall- und Herz­infarktrisiko und bei Parodontitis-Patientinnen kommt es in einer höheren Anzahl zu Frühgeburten. […]

Diese Behandlungsstrecke von drei Jahren nun nach nur einem Jahr zu budgetieren, ist ein Ausdruck völlig verfehlter, unverantwortlicher Gesundheitspolitik. […] Wir, Sie alle, die Zahnmedizin gelten als Innovations­treiber! Flächendeckende Versorgung der Patienten, egal wo der Patient wohnt und egal welchen Alters er ist. Konzepte wie Early Childhood Caries (Frühkindliche Karies) oder die Behandlung von Pflegebedürftigen und Alten Patienten und eben auch die moderne Parodon­titis-Behandlung sind so entstanden. Durch diese Inno­vationen haben wir es geschafft, den Anteil zahnmedizi­nischer Behandlung an den GKV-Kosten von ca. 10 % auf 6 % zu reduzieren.

Und der Wissenschaftler und Arzt, Prof. Lauterbach, macht als ersten Amtsschritt was: Er bricht das Behandlungsversprechen an die Patienten und schränkt genau diese Prävention ein, in voller Kenntnis der Folgen für die Patienten, meine Damen und Herren. So hat es auch der WDR jüngst formuliert: „Die Politik hat die Erstattung von Vorsorgeleistungen für die Patientinnen und Patienten gekappt.“ […]

Nun wissen wir, insbesondere die Prophylaxe-Teams, die Parodontitis ist eine stille, chronische Erkrankung. Viele Patientinnen und Patienten bemerken sie erst zu spät, wie auch im Übrigen die andere, weit verbreitete, chronische Volkskrankheit, Diabetes. Viele Patientinnen und Patienten wissen nicht um diese Erkrankung und um ihr individuelles Risiko und die Therapiemöglich­keiten.

Und deswegen, liebe Kolleginnen und Kollegen, müssen wir als Anwälte unserer Patientinnen und Patienten auf die Gefahr für die Gesundheit der Bevöl­kerung eindringlich hinweisen. Wir sind diejenigen, die um die Zusammenhänge wissen, die um die Therapie gegen diese Erkrankung wissen. Deswegen müssen wir lauter werden, müssen wir schriller werden und müssen wir „Zähne zeigen“, liebe Kolleginnen und Kollegen und liebe Teams. „Zähne zeigen“ als Anwälte unserer Patienten, als Mediziner! Denn zahnmedizinisch behan­deln, heißt medizinisch heilen! Zeigen wir Zähne für unsere Patienten!“


Weitere Informationen

Kampagnenstart: Zahnärzte müssen Zähne zeigen!

In den kommenden Wochen heißt es für die Zahnärzteschaft: Zähne zeigen! Zähne zeigen, um auf die verfehlte Gesundheitspolitik durch das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz hinzuweisen, durch die die moderne Parodontitistherapie und damit die Gesundheit der Patientinnen und Patienten gefährdet werden.

Weiterlesen...

KZBV-Chef ruft Zahnärztinnen und Zahnärzte zum Handeln auf

Der Vorstandsvorsitzende der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV), Martin Hendges, ruft in einem aktuellen Video die Zahnärztinnen und Zahnärzte in Deutschland zur Teilnahme an der Kampagne „Zähne zeigen“ auf.

Weiterlesen...