Vietnamesische Azubis sind gerade im Umgang mit älteren Patienten ein großes Geschenk für die Praxen.
Die Praxis Zahnärzte am Zoo Düsseldorf ist Anfang 2020 in die Lindemannstraße 96 in Düsseldorf gezogen. Frisch renoviert, voll digitalisiert und technisch auf neuestem Stand bietet das Team rund um Zahnarzt Nils Hunselar Zahnmedizin auf höchstem Niveau. Seit 2023 erweitert Dr. med. dent. Thorsten Zickuhr das Team. Mit den Schwerpunkten in der Parodontologie und der Implantologie vervollständigt er nun das Behandlungsspektrum.
Zum Team der Zahnärzte am Zoo gehören auch seit 13 Monaten die beiden Auszubildenen Thuy Bui (22) und Thao Nguyen (26) aus Vietnam. Welche Erfahrungen sowohl Zahnarzt Dr. Zickuhr als auch die Auszubildenden gemacht haben, dazu mehr in diesem Interview.
Wann haben Sie zum ersten Mal von der Möglichkeit, Auszubildende aus Vietnam zu casten, gehört?
Dr. Thorsten Zickuhr: Wir sind zum Thema Fachkräftemangel von mehreren Agenturen angeschrieben worden, die Fachkräfte aus dem Ausland vermitteln. Mit einer Agentur habe ich dann telefonischen Kontakt aufgenommen.
Was war ihr erster Eindruck?
Dr. Thorsten Zickuhr:Bei der Agentur von Herrn Oliver Widmann (AZUBI IN GERMANY Hamburg) hatte ich einen ersten guten Eindruck. Nach mehreren intensiven Telefonaten hat mir mein Bauchgefühl gesagt, das könnte der richtige Weg mit dieser Agentur sein. Oliver Widmann wusste, wovon er spricht, das Leistungsangebot an uns Zahnärzte und Zahnärztinnen war das größtmögliche an Serviceleistungen.
Wie war das Angebot?
Dr. Thorsten Zickuhr: Die Agentur hat sich um alle Formalitäten und auch direkt um Wohnraum gekümmert, sodass die Auszubildenden direkt bei uns starten konnten. Einen späteren Umzug von Krefeld nach Düsseldorf haben wir dann mit persönlichem Einsatz unterstützt, nachdem wir von dem Umzug erfahren haben, den unsere Auszubildenden eigenständig organisiert hatten.
Wie lief der Auswahl-Prozess ab?
Dr. Thorsten Zickuhr: Wir haben innerhalb von 14 Tage einen Videocall organisiert bekommen. Darin haben sich die möglichen Teilnehmer vorgestellt. Es waren sieben Bewerberinnen und Bewerber. Was ich nicht wusste, war, dass sich diese bewusst auf unsere Praxis beworben hatten und sich uns schon vorher ausgesucht hatten. Wir haben uns dann für zwei Bewerberinnen entschieden, die unterschiedlichen Alters waren. Dann ging alles sehr schnell.
Wie groß war/ist der Organisationsaufwand?
Dr. Thorsten Zickuhr: Die Agentur hat alles in die Wege geleitet und sich auch um die Wohnung gekümmert. Das war von großem Vorteil. Der Rest musste dann hier von uns organisiert werden. Man muss mehr persönlichen Einsatz geben, meine Frau gibt den beiden, so oft es geht, freitagsnachmittags Deutschunterricht. Wir haben (bewusst) für die beiden Auszubildenden mehr Verantwortung übernommen, da deren Familien und ihre Heimat weit entfernt sind. Alles Organisatorische hat gut funktioniert und die Zusammenarbeit mit der Zahnärztekammer Nordrhein, insbesondere mit Frau Boenki aus der Ausbildungsabteilung, war hervorragend.
Warum haben Sie sich für Auszubildende aus Vietnam entschieden?
Dr. Thorsten Zickuhr: In Vietnam wird sehr viel in die Förderung junger Menschen investiert. Ich habe das erste Mal aufgehorcht, als ich vor vielen Jahren einen Bericht gelesen habe, bei dem vietnamesische Schüler besser als bayrische Schüler waren. Dann waren meine Eltern auf einer Vietnam-Reise und haben begeistert von der Kultur dieses Landes und von den Menschen erzählt und ein Kollege, der in Vietnam Patienten behandelt hatte, hat mir von diesem Land vorgeschwärmt.
Was ist gut gelaufen?
Dr. Thorsten Zickuhr: Der Einsatz und die Liebe, mit der die beiden ihre Ausbildung und ihre Arbeit ernst nehmen, ist einfach großartig. Sie haben großen Respekt vor den Patienten und sind besonders im Umgang mit älteren Menschen ganz großartig. Empathie und Respekt sind hier die beiden positiven Stichworte.
Wo gibt es Schwierigkeiten?
Dr. Thorsten Zickuhr: Die sprachlichen Schwierigkeiten sind die größten Herausforderungen. Das Deutsch, das die beiden angeblich schon konnten, entsprach nicht wirklich der Realität. Das muss man klar sagen. Und die 11.000 Kilometer, die man mit dem Flugzeug zurücklegt, die sind schnell überwunden. Aber das Leben und die Kultur in Vietnam haben andere Regeln und Richtlinien. Das muss erst einmal zusammenfinden, im Alltag, in der (Zahn-)Medizin und in vielen Dingen.
Würden Sie es anderen Zahnärztinnen und Zahnärzten empfehlen?
Dr. Thorsten Zickuhr: Ja, zu 100 Prozent. Aber wir müssen auch eine Systemänderung hinbekommen, damit diese Chance, die wir hier haben, nicht verpufft. Der Berufsstand muss wieder an Wert und Ansehen gewinnen.
Die beiden Auszubildenden Thuy Bui (22) aus Thai Binh und Thao Nguyen (26) aus Hanoi haben sich erst im Flugzeug das erste Mal gesehen. Nun sind die beiden ein gutes Team in der Praxis von Dr. Zickuhr und unterstützen den Chef, wo es nur geht. Wie haben die beiden ihre erste Zeit hier erlebt?
Warum haben Sie sich für Deutschland entschieden?
Thuy Bui: Ich wollte gerne im Ausland eine gute Ausbildung machen und ich habe schon oft gehört, dass man in Deutschland gut ausgebildet wird.
Thao Nguyen: Die Ausbildung ist sehr gut und kostenlos und während der Ausbildung kann ich sehr viele Dinge lernen und erwerben. In Deutschland sind viele Menschen aus aller Welt, es ist eine große internationale Gemeinschaft.
Was war die größte Herausforderung?
Thuy Bui: Deutsch lernen ist eine große Herausforderung, ich habe in Hanoi einen Deutschkurs mit B1-Abschluss gemacht. Aber ich bin sehr froh, dass uns die Frau von Dr. Zickuhr hier noch Deutschunterricht gibt.
Thao Nguyen: Die Sprache zu lernen. Deutsch ist eine schwierige Sprache.
Was macht am meisten Spaß?
Thuy Bui:Alle Patientinnen und Patienten sind sehr nett und ich habe sehr viel von Dr. Zickuhr gelernt, er hat mir alles gezeigt und erklärt mir Dinge öfter, bis ich es verstehe. Er hat viel Geduld und Zeit. Er ist ein super Chef.
Thao Nguyen: Der Chef und die Kollegen sind sehr nett und ich kann sehr viel von meinem Chef lernen auch in der Organisation in der Praxis. Am liebsten assistiere ich dem Chef. Dann lerne ich die Patienten kennen und kann den Menschen helfen. Man muss den Menschen mit Respekt und Empathie begegnen. Mir macht es viel Spaß mit den älteren Patienten zu sprechen, wir machen viel Spaß und lachen viel. Auch die Berufsschule gefällt mir gut, hier ist die größte Schwierigkeit wieder die Sprache. Aber alle helfen mir, die Lehrerin, die Frau des Chefs.
Was vermissen Sie am meisten?
Thuy Bui: Meine Familie, ich habe zwei Brüder. Und ich vermisse meine Freunde. Auch meine Kultur, dazu zählt auch das vietnamesische Essen, vermisse ich sehr. Wir kochen hier viel, das gibt uns das Gefühl von Heimat.
Thao Nguyen: Ich vermisse meine Familie und meine Freunde, vermisse es mit meinen Liebsten zu sein, das vietnamesische Essen, denn Essen ist Heimat. Aber hier in Düsseldorf gibt es eine große asiatische Gemeinschaft mit sehr vielen Geschäften, in denen man gute Dinge zum Kochen bekommt. Ich telefoniere oft mit meiner Familie.<
Wo sehen Sie Ihre Zukunft?
Thuy Bui: Ich möchte gerne hierbleiben und dann in sieben oder acht Jahren zurück in meine Heimat gehen.
Thao Nguyen: Ich möchte die Ausbildung fertig machen und hier in der Praxis bleiben und arbeiten. Der Chef und alle Kolleginnen und Kollegen sind sehr nett. Ich vermisse meine Familie, aber die Vorteile hier in Deutschland, das Geld, das man verdienen kann, der Urlaub, den man hier bekommt, das ist wirklich toll.Damit kann ich mir eine Zukunft aufbauen und auch meine Familie in Vietnam gut unterstützen.
Die Interviews führte Manuela Hannen
Durch den Fachkräftemangel sind Zahnarztpraxen zunehmend auf neue Wege angewiesen, um qualifizierten Nachwuchs zu finden. Eine vielversprechende Möglichkeit bietet die Rekrutierung von Auszubildenden aus Vietnam, unterstützt durch spezialisierte Agenturen.