Beim Zusammentreffen der Delegierten standen auch die Fachkräftesicherung und die Haushaltszahlen der Kammer auf der Tagesordnung.
Der Fachkräftemangel lässt sich nicht aussitzen, im Gegenteil: Ohne Engagement aus den Praxen droht in Zukunft eine One-Man-Show Behandlungsstuhl. Diese Botschaft – so wurde es bei der Kammerversammlung in Neuss deutlich – haben die nordrheinischen Zahnärztinnen und Zahnärzte längt verinnerlicht. 15,7 Prozent aller ZFA-Auszubildenden in Deutschland werden in der Zehn-Prozent-Kammer Nordrhein ausgebildet.
„Mein Lob und mein Dankeschön geht an Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen“, sagte Kammer-Vizepräsident Dr. Thomas Heil bei der Vorstellung der Ausbildungszahlen. 2.231 Auszubildende gab es 2023 in Nordrhein. „Damit haben wir wieder das Vorpandemie-Niveau erreicht“, so Dr. Heil.
Der Fachkräftemangel wird aber auch vonseiten der Zahnärztekammer Nordrhein angegangen. Seit 2017 werden mit der hauseigenen Ausbildungskampagne junge Menschen für den Beruf der ZFA begeistert. Nach einem umfassenden Kampagnenrelaunch 2022 arbeitet die Zahnärztekammer nun mit Influencern zusammen.
Nach dem Erfolg von rund 2,7 Millionen erreichten Nutzern in der ersten Kampagnenphase wird die Ausbildungskampagne mit Mitteln der Bundeszahnärztekammer ab 2024 bundesweit fortgeführt. „Die Ausbildungskampagne ist eine Erfolgsgeschichte aus Nordrhein“, kommentierte Dr. Ralf Hausweiler, der sich zuvor im BZÄK-Vorstand für eine bundesweite Fortführung starkgemacht hatte.
Neben der Gewinnung neuer Auszubildender arbeitet die Kammer aber auch an weiteren Projekten im Bereich Ausbildung. 2024 soll ein medienbruchfreies digitales Berichtsheft im Portal online gehen, dass Dr. Heil den Delegierten der Kammerversammlung ausführlich vorstellte. Neben dem Vermeiden von Papierbergen erleichtert das digitale Berichtsheft zukünftig dem Ausbilder, den Überblick über die Bearbeitungsstände seiner Auszubildenden zu behalten und bietet zusätzlich eine Chat-Funktion.
Ein weiteres Thema war die neue Ausbildungsverordnung. Die gestreckte Abschlussprüfung sei nun deutlich praxisnäher als in der alten Verordnung. „Die neue Verordnung sieht weiterhin eine praktische Prüfung vor. Lassen sie uns diese so gestalten, dass diese auch den Namen verdient und lassen Sie uns dahin gehen, wo Zahnmedizin stattfindet, in eine Zahnarztpraxis.“, rief Dr. Heil die Delegierten auf.
Die richtige Vorbereitung auf das Berufsleben ist aber auch beim zahnärztlichen Nachwuchs wichtig. Vorstandsmitglied Lutz Neumann berichtete den Delegierten über die inhaltliche Überarbeitung der Berufskundevorlesungen an den Universitäten und die Überarbeitung der Niederlassungs- und Examensbroschüren. Außerdem soll das Postgraduiertenprogramm „Fit for Future“ inhaltlich überarbeitet werden und in Zukunft unter dem Namen „Young Academy“ Berufseinsteiger auf den Praxisalltag vorbereiten.
Positive Nachrichten gab es bei der Vorstellung der Haushaltszahlen. Kammerpräsident Dr. Hausweiler berichtete, dass einerseits die Ausgaben im Vergleich zum Haushaltsplan reduziert werden konnten, während auf der anderen Seite die Einnahmen deutlich gestiegen sind. Ein Grund ist die Entwicklung des Karl-Häupl-Instituts. „Im Bereich Fortbildung haben wir 410.000 Euro mehr als erwartet erwirtschaftet“, sagte Dr. Hausweiler. „Die Teilnehmerzahlen sind inzwischen wieder auf dem Niveau von vor der Pandemie“, ergänzte Vizepräsident Dr. Thomas Heil.
Eine weitere positive Entwicklung ist die Einigung mit dem ehemaligen Vermieter der ZÄK, einem kuwaitischen Investmentfonds, am Seestern in Düsseldorf. Noch am Morgen vor der Kammerversammlungen hatten Kammerpräsident Dr. Hausweiler und der Geschäftsführer der ZÄK-NR Service GmbH, Anselm-Matthias Piplak, eine Einigung über die noch ausstehenden Kosten unterzeichnet, die deutlich unter den ursprünglichen Forderungen des ehemaligen Vermieters lag. Für die erfolgreiche Haushaltkonsolidierung zeugten die Kammerdelegierten dem Präsidium fraktionsübergreifend ihren Respekt mit einer Standing Ovations.
Gute Zahlen konnte Dr. Hausweiler auch aus dem Bereich Öffentlichkeitsarbeit vorstellen. Bei Facebook und Instagram konnte die Zahnärztekammer in den vergangenen zwölf Monaten rund 70.000 Nutzer erreichen, das entspricht einem Zuwachs von rund 45 Prozent. Mit 30.000 monatlichen Besuchern auf der Webseite konnte zudem das Interesse der Mitglieder auch nach Ende der Pandemie auf einem hohen Niveau gehalten werden. Und auch in der öffentlichen Berichterstattung war die Zahnärztekammer 2023 häufig Thema – sei es zur Budgetierung der PAR-Strecke, der Unterstützung von Opfern von Gewalt oder auch bei der Entwicklung von Investoren in der Zahnmedizin.