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Wie Sie Mundhöhlenkrebs frühzeitig erkennen – und Leben retten

Die Bedeutung von Zahnärztinnen und Zahnärzten bei der Früherkennung von Mundhöhenkrebs spielt eine wichtige Rolle, denn je früher ein Mundhöhlenkarzinom diagnostiziert wird, desto größer sind die Heilungs- und Überlebenschancen.


Jedes Jahr erkranken in Deutschland laut Robert Koch-Institut (RKI) etwa 13.000 Menschen neu an Mundhöhlen- und Rachenkrebs – und zwar etwa 9000 Männer und 4000 Frauen. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei Männern bei 65 und bei Frauen bei 68 Jahren.

Mundhöhlenkrebs – darunter versteht man Tumoren im gesamten Mundraum, also Zunge, Mundboden, Wangen, Gaumen sowie benachbarte Strukturen – ist die siebthäufigste Krebserkrankung in Deutschland. Sie geht in den meisten Fällen vom Plattenepithel, also der obersten Zellschicht der Mundschleimhaut, aus. Metastasen bilden sich häufig in den Lymphknoten, aber in höheren Stadien auch in anderen Organen wie etwa Lunge, Leber oder Nebennieren. Die mittlere Fünf-Jahres-Überlebensrate beträgt aktuell nur etwa 50 Prozent. Wie die Krankheit verläuft, hängt unter anderem von Größe, Ausbreitung und Aggressivität des Tumors ab.

 

Hauptrisikofaktoren: Tabak und Alkohol

Früherkennungsuntersuchungen, wie sie die gesetzlichen Krankenkassen für andere Krebsarten anbieten, gibt es für Mundhöhlenkrebs nicht. Umso größer ist somit die Bedeutung, die den zahnärztlichen Untersuchungen zukommt. „Im Laufe der Berufstätigkeit trifft eine Zahnärztin oder ein Zahnarzt durchschnittlich auf drei solcher Karzinome, die es zu identifizieren und entsprechend weiterzuleiten gilt“, erläutert Prof. Dr. Dr. Daniel Rothamel, Leiter der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie des Evangelischen Krankenhauses Bethesda in Mönchengladbach. Zu den Hauptrisikofaktoren, an Mundhöhlenkrebs zu erkranken, gehören übermäßiger Konsum von Tabak und Alkohol. Zudem können genetische Faktoren eine Rolle spielen und auch spezielle Viren an der Entstehung beteiligt sein.

 

Frühe Diagnose entscheidend

Da sich die Prognose für Betroffene verschlechtert, je später der Krebs erkannt wird, ist eine frühe Diagnose entscheidend. „Es ist daher von immenser Bedeutung, dass Zahnärztinnen und Zahnärzte wachsam bleiben und rasch auf potenzielle Anzeichen reagieren“, appelliert Prof. Rothamel. Die meisten Überweisungen bekommt seine Klinik dann auch von Zahnarztpraxen, teilweise nach Mitbeurteilung durch MKG-Praxen und Oralchirurgen – sind dies doch die die Medizinerinnen und Mediziner, die für die Mundgesundheit zuständig sind. Deshalb gehört eine genaue Schleimhautinspektion zu jeder zahnärztlichen Routineuntersuchung oder auch zu einer professionellen Zahnreinigung dazu. Nur dann lassen sich sichtbare Schleimhautveränderungen, die oftmals einer Tumorerkrankung vorausgehen, frühzeitig erkennen.

 

Erste Anzeichen erkennen

Darüber hinaus können neue Früherkennungstechniken, wie beispielsweise die orale Bürstenbiopsie, dazu beitragen, diese Art von Krebs früher zu diagnostizieren. Bei diesem Zellabstrich werden zur Abklärung auffälliger Veränderungen in der Mundhöhle Schleimhautzellen mit einer kleinen Bürste abgestrichen. Eine Lokalanästhesie ist dafür nicht erforderlich. „Einige der ersten Anzeichen sind Veränderungen in der Oberfläche der normalerweise blassrosa erscheinenden Mundschleimhaut, etwa rote oder weiße, nicht abwaschbare Beläge oder auch härtere Gewebsveränderungen“, erläutert Prof. Rothamel. Mundhöhlenkrebs kann also ganz unterschiedlich aussehen, rot oder weiß, aber auch pilzförmig oder geschwulstartig nach innen oder außen wachsend. Manche Tumoren entstehen aufgrund bekannter Vorläuferläsionen wie Leukoplakien oder Erythroplakien, bei anderen gibt es keine erkennbare Vorstufe. Besonders verdächtig und alarmierend, so der erfahrene Mediziner weiter, seien Wunden, die auch nach zwei Wochen nicht abgeheilt und verschwunden seien, sowie Begleitsymptome wie wiederkehrende Blutungen oder auch Schmerzen. Bei fortgeschrittenen Stadien des Krebses sind zudem Symptome wie unangenehme Gerüche oder Knotenbildungen am Hals sowie die funktionellen Beeinträchtigungen durch den wachsenden Tumor und die Infiltration des umliegenden Gewebes nicht ungewöhnlich.

 

Verdacht abklären lassen

Hat die behandelnde Ärztin oder der Arzt im Rahmen der üblichen Basisuntersuchung, zu der auch die zahnärztliche Röntgenuntersuchung gehört, den Verdacht, dass eine Krebserkrankung vorliegen könnte, erfolgt die Überweisung entweder zum Kieferchirurgen – der beispielsweise ein Papillom der Mundschleimhaut erkennen, herausnehmen und einschicken würde – oder gleich in ein entsprechendes onkologisches Zentrum, wo im Falle einer Krebsdiagnose interdisziplinär das passende Therapiekonzept – Operation, Chemotherapie, Strahlentherapie oder seit neuestem die Immuntherapie – erarbeitet wird. „Bei der Immuntherapie bekommen Patientinnen und Patienten Medikamente, die die körpereigene Immunabwehr gegen Krebszellen aktivieren. Diese Medikamente werden als Infusion verabreicht und haben weniger Nebenwirkungen auf gesunde Zellen als die Chemotherapie“, erläutert Prof. Rothamel.

 

Gute Prognose für früh erkannte Fälle

Wie wichtig die Früherkennung von Mundhöhlenkrebs durch Zahnärztinnen und Zahnärzte ist, hat sich übrigens während der Coronapandemie deutlich gezeigt. „Die Menschen sind in dieser Zeit eher nicht zum Zahnarzt gegangen – und wir haben danach in unserem Zentrum eine deutliche Zunahme an Tumoraufkommen gesehen“, sagt Prof. Rothamel. Er selbst bietet übrigens bei der Zahnärztekammer Nordrhein für interessierte Zahnmediziner alle zwei Jahre eine Fortbildung zum Thema Mundschleimhaut an (nächster Termin: 15.4.2026, d. Red.)  – denn durch rechtzeitige Früherkennung kann der Krebs in vielen Fällen geheilt werden, wobei sich die Lebensqualität Betroffener sehr gut wiederherstellen lässt. „Die Patientinnen und Patienten erholen sich in der Regel ausgezeichnet“, erklärt Prof. Rothamel. Ganz wichtig nach einer Tumorbehandlung ist – parallel zur Nachsorge durch den behandelnden Zahnarzt – eine mindestens fünfjährige Nachsorge. Diese beinhaltet in den ersten zweieinhalb Jahren alle drei Monate und danach alle sechs Monate körperliche Untersuchungen, unterstützt durch bildgebende Verfahren (Ultraschall, CT, PET-CT, MRT). Während dieser Nachsorge, so Prof. Rothamel, könnten, falls nötig, weitere Eingriffe zur Optimierung der Ästhetik und Funktion geplant werden.

Autorin: Beate Werthschulte

Kontakt

Zahnärztekammer Nordrhein

Geschäftsstelle

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