Eine Zahnbetterkrankung (Parodontitis) hat auch Auswirkungen auf Allgemeinerkrankungen. Diese Auswirkungen sind wissenschaftlich nachgewiesen. Dies gilt für einen Zusammenhang bei Frühgeburten, eine Infektionen der Atemwege, die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) sowie der Koronaren Herzkrankheit (KHK) und den Schlaganfall.
Die Parodontitis, Zahnbetterkrankung, zählt zu den häufigsten Erkrankungen weltweit. Sie ist gekennzeichnet durch eine lokalisiert oder generalisiert auftretende Entzündung im Zahnfach. Ein Abbau des Kieferknochens verläuft parallel. Die Zähne werden locker, es können sich kleine Abszesse am Zahnfleisch bilden.
Wie hoch wird das Risiko beschrieben?
Arteriosklerose ist die häufigste Erkrankung der Blutgefäße. Bei einem Befall der Herzkranzarterien spricht man von einer Koronaren Herzkrankheit (KHK). Beim Befall der Hirnarterien steigt das Risiko des Schlaganfalls. Es kommt in diesen Fällen zu einer Gefäßwandverhärtung mit Elastizitätsverlust sowie zu einer Verengung des Gefäßdurchmessers. Dabei erhöht sich das Risiko einer Erkrankung im Vergleich zu einem Gesunden um das folgende Verhältnis:
- Bei Paradontitis 1,25-fach
- Bei schwerer Parodontitis 1,5-fach
- Bei Patienten unter 50 Jahren mit Paradontitis 1,72-fach
- In Bezug auf den Tod des Patienten 1,9-fach
- In Bezug auf das Gesamtrisiko beim Schlaganfall 2,8-fach
Wie werden die Zusammenhänge gesehen?
Beim Zähneputzen oder Kauen gelangen Keime in den Körperkreislauf. Als Infektionskrankheit ist die entzündliche Veränderung im Zahnhalteapparat, im Parodont, eng mit verschiedenen Bakterienarten verbunden. Molekularbiologisch wurde die Ausbreitung der Keime in die Blutbahn mehrfach nachgewiesen. Bei etwa 35 bis 40 Prozent der Patienten mit Parodontitis und KHK findet man entsprechende Keime in arteriosklerotischen Plaques, also Belagen in den Blutgefäßen. Die entzündungsunterstützenden Substanzen spielen vermutlich eine wesentliche Rolle. Ihre Freisetzung im Rahmen einer akuten Parodontitis kann in den Gefäßen das Erststadium einer Gefäßwandverletzung bewirken. Von einigen Bakterien (zum Beispiel Streptococcus sanguis) ist bekannt, das sie eine Verklumpung der Blutplättchen auslösen können.
Kann ich als Patient das Risiko einer Herzerkrankung oder eines Schlaganfalls auch von zahnmedizinischer Seite verhindern?
Eine Verbesserung der Mundhygiene ist dabei unumgänglich. Man sollte seinen Zahnarzt über allgemeinmedizinischer Vorbelastung informieren. Mit besonderen Untersuchungen lässt sich die Diagnose Parodontitis sicher diagnostizieren. Eine Parodontitis kann aber behandelt werden. Zur Vorbehandlung zählt je nach Diagnose zum Beispiel auch eine professionelle Zahnreinigung. Die systematische Parodontalbehandlung gehört in weiten Teilen zur Leistung der Gesetzlichen Krankenkasse. Ein engmaschiges Recall ist unumgänglich. Eine Zusammenarbeit mit dem betreuenden Hausarzt oder Kardiologen sollte angestrebt werden.
Dr. med. Peter Minderjahn