Von der Störung, über die Pöbelei, Beleidigung und Drohung bis hin zum körperlichen Angriff: Immer wieder gibt es Berichte über Angriffe und Drohungen gegen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitswesen.
Um einen genauen Überblick über die Problematik und auch mögliche Lösungsansätze zu erlangen, hat das nordrhein-westfälische Gesundheitsministerium eine Studie zu Rassismus und Antisemitismus gegenüber Beschäftigten im Gesundheitswesen in Nordrhein-Westfalen in Auftrag gegeben. Eine wesentliche Basis dieser Studie ist eine Online-Befragung, die sich an alle Beschäftigten des Gesundheitswesens richtet und nun gestartet wurde.
Die Studie soll zum einen zuverlässigere Zahlen und einen detaillierteren Überblick über Rassismus-, Antisemitismus- und Gewaltvorfälle liefern. Zum anderen soll erhoben werden, welche Angebote zur Prävention und Nachsorge es in den Einrichtungen bereits gibt, inwiefern diese genutzt und wie sie verbessert werden könnten. Auf dieser Grundlage wird das mit der Studie beauftragte iSPO-Institut für Sozialforschung, Praxisberatung und Organisationsentwicklung konkrete Handlungsempfehlungen für Einrichtungen des Gesundheitswesens entwickeln, um einen stärkeren Schutz für die Beschäftigten zu erreichen. Alle im Gesundheitswesen in Nordrhein-Westfalen tätigen Personen sind aufgerufen, bis zum 23.04.2025 an der Online-Befragung teilzunehmen.
„Es ist unerträglich und bestürzt mich zutiefst, dass Beschäftigte im Gesundheitswesen in ihrem Dienst für das Gemeinwohl immer wieder Opfer von Diskriminierung, Rassismus und Gewalt werden. Als Gesellschaft müssen wir uns klar und deutlich gegen solches Verhalten stellen und zeigen, dass wir keine Toleranz für Hass, Hetze oder gar Handgreiflichkeiten haben. In diesem Sinne hat das Gesundheitsministerium vor Kurzem gemeinsam mit zentralen Akteuren des Gesundheitswesens eine Initiative gestartet, mit der wir auf das Problem von Übergriffen aufmerksam machen und zugleich Solidarität mit den Beschäftigten im Gesundheitswesen zeigen wollen“, erklärt Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann. „Damit die Mitarbeitenden in den Gesundheitseinrichtungen bestmöglich gegen solche Vorfälle geschützt werden können, braucht es einen belastbaren Überblick über die Problematik vor Ort. Zudem ist es wichtig, dass wir den Menschen zuhören, die solche Erfahrungen gemacht haben, und erfahren, was ihnen dabei geholfen hat oder was ihnen fehlt. Das machen wir mit der nun gestarteten Studie. Ich bitte daher alle Beschäftigten, sich an der Befragung zu beteiligen.“
Das Ausfüllen des digitalen Fragebogens dauert ungefähr 15 bis 20 Minuten. Das Gesundheitsministeriums hatte das iSPO-Institut im Juni 2024 mit der Erhebung beauftragt. Bei der Online-Befragung werden beispielsweise Situationen erfragt, in denen man selbst schon einmal Opfer von Rassismus, Diskriminierung oder Gewalt geworden ist und wie gut man sich von seiner Einrichtung unterstützt gefühlt hat. Die Endergebnisse der Studie werden im Sommer 2026 erwartet.
Das nordrhein-westfälische Gesundheitsministerium sowie die zentralen Akteure des Gesundheitswesens in Nordrhein-Westfalen setzen ein deutliches Zeichen: Sie haben mit einer gemeinsamen Resolution eine gemeinsame Initiative gegen Rassismus, Gewalt und Diskriminierung gegenüber allen Mitarbeitenden im Gesundheitswesen gestartet.
Unter den Hashtags
#RassismusHilftKeinBisschen,
#GewaltHilftKeinBisschen,
#DiskriminierungHilftKeinBisschen,
jeweils als Slogan kombiniert mit der Entgegnung ‚Wir schon!‘ wollen sie öffentlichkeitswirksam auf das Problem von Übergriffen aufmerksam machen und zugleich Solidarität mit allen Beschäftigten im Gesundheitswesen zeigen.
Die Initiative betont die enorme gesellschaftliche Bedeutung der Arbeit der Menschen im Gesundheitswesen – ganz egal welcher Herkunft und welcher Hautfarbe. Die Slogans verdeutlichen die Rolle der Mitarbeitenden im Gesundheitswesen als Kümmerer und Helfer in der Not und setzen diese der zerstörerischen Kraft von Rassismus, Diskriminierung und Gewalt entgegen.
Anlass für den Start der Initiative sind Gewaltvorfälle im Gesundheitsbereich sowie Berichte über Rassismus und Diskriminierung.
„Menschen anzupöbeln, zu beleidigen oder gar zu attackieren, die es sich zur Aufgabe gemacht haben anderen zu helfen, ist besonders perfide und schärfstens zu verurteilen. Berichte über Gewaltvorfälle, Rassismus und Diskriminierung gegenüber Ärztinnen, Ärzten, medizinischem und pharmazeutischem Fachpersonal, Rettungskräften, Pflegekräften und allen weiteren Beschäftigten im Gesundheitswesen bestürzen mich zutiefst. Wir müssen dem gesellschaftlich den Riegel vorschieben, in dem wir klar und deutlich zeigen, dass wir solches Verhalten nicht akzeptieren und tolerieren. Ich freue mich deswegen sehr, dass wir mit der Initiative mit dem Gesundheitswesen gemeinsam gegen Rassismus, Gewalt und Diskriminierung gegenüber den Mitarbeitenden im Gesundheitswesen eintreten und ein Zeichen setzen. Denn im Schulterschluss ist die Stärke und der Zusammenhalt der Mitte der Gesellschaft, die für Toleranz, Akzeptanz und Respekt steht, am deutlichsten“, so Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann.
Die Unterzeichner dieser gemeinsamen Initiative setzen ein klares Zeichen der Solidarität:
Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, für diese Sicherheit zu sorgen. Es ist die bürgerliche und menschliche Pflicht eines jeden Einzelnen, sich entschieden Rassismus, Gewalt und Diskriminierung entgegenzustellen, wenn man dies beobachtet. Denn Rassismus, Gewalt und Diskriminierung helfen kein bisschen, die Mitarbeitenden im Gesundheitswesen schon – jeden Tag, rund um die Uhr.
Neben dem nordrhein-westfälischen Gesundheitsministerium sind die folgenden Organisationen an der Initiative beteiligt:
Mit einem Baby im Arm und zwei kleinen Kindern an der Hand, so ist Ganiyat Lawal vor acht Jahren hier in Deutschland angekommen. Seit 2022 macht sie die Ausbildung als Zahnmedizinische Fachangestellte (ZFA) in der Praxis von Dr. Hausweiler in Düsseldorf. „Und wenn ich die Prüfung im Januar 2026 fertig habe, dann fahre ich in den Urlaub, aber ohne Kinder“, lacht die aus Lagos in Nigeria stammende Frau. Ihre Anfänge in Deutschland waren schwer, sehr schwer sagt sie. Aber der Chef und alle Kolleginnen und Kollegen machen es ihr leicht.
In jeder Zahnarztpraxis kann es zu diskriminierendem, rassistischem oder gewalttätigem Verhalten gegenüber Mitarbeitenden mit Migrationshintergrund kommen – sei es durch abwertende Bemerkungen von Patienten oder respektloses Verhalten, bis hin zur Verweigerung der Behandlung. Solche Vorfälle erfordern eine professionelle und besonnene Reaktion, um Eskalationen zu vermeiden und ein respektvolles Miteinander zu fördern. Dieser Leitfaden kann helfen, herausfordernde Situationen professionell zu deeskalieren und eine respektvolle Praxisumgebung zu gewährleisten.