Die ersten praktischen Abschlussprüfungen in Zahnarztpraxen kamen sowohl bei Prüfern als auch Auszubildenden gut an – jetzt werden weitere Praxen für das kommende Jahr gesucht.
Es ist ein Unterschied, ob zahnmedizinische Instrumente in einem Klassenzimmer oder in einer Zahnarztpraxis zum Einsatz kommen, so lässt sich das Fazit der Beteiligten der ersten Abschlussprüfungen nach der neuen Ausbildungsordnung, die in diesem Jahr durchgeführt wurden, zusammenfassen.
„Unser Ziel war es, eine praktische Abschlussprüfung durchzuführen, die diesen Namen auch verdient“, berichtet Kammervizepräsident Dr. Thomas Heil, „und die ersten Prüfungen haben uns gezeigt: Wir sind diesem Anspruch gerecht geworden.“
Das bestätigen auch die Auszubildenden, die an den ersten Prüfungen nach neuer Ordnung in der Zahnarztpraxis von Dr. Thomas Heil in Jülich teilgenommen haben. Lana Heinen gehörte zu den ersten Kandidatinnen. „Ich hatte am Anfang Sorge, mich nicht in der fremden Praxis zurechtzufinden“, berichtet sie. Doch diese Sorge sei schnell verflogen. „Ich habe mich schnell wohl gefühlt, da Materialien und Instrumente auf einer Arbeitsfläche offen vorbereitet lagen und ich nichts suchen musste.“
Es sei ein großer Unterschied, ob eine Prüfung im Klassenzimmer oder in einer Zahnarztpraxis stattfinde, das Behandlungszimmer wird unserem praktischen Beruf gerechter resümiert sie. Und das bestätigt auch ihr Ergebnis: Die 22-Jährige holte die volle Punktzahl in der praktischen Prüfung.
Auch das Fazit von Lisa Rennertz, die ebenfalls zu den ersten Prüflingen gehörte, ist positiv. „Ich fand gut, dass ein Rollenspiel zwischen mir und einer Patientin inszeniert wurde. Somit konnte man sich in eine echte Situation am Arbeitsplatz hineinversetzen und sich auch dementsprechend verhalten“, erzählt sie.
Die Prüfung sei sehr realistisch abgelaufen, sodass sie sich trotz der Prüfungssituation sicher gefühlt habe. Nach einem Gespräch mit ihren Kolleginnen über deren Prüfungen sei sie überzeugt, dass ihre Prüfung nach neuer Ausbildungsordnung realitätsnäher als früher gewesen sei.
Einer, der den Unterschied gut beurteilen kann, ist André Heinen (nicht verwandt mit Lana Heinen). Der Lehrer des Berufskollegs Jülich nimmt seit drei Jahrzehnten an ZFA-Abschlussprüfungen teil. „Schule ist nicht Praxis, das hat sich jetzt noch einmal deutlich gezeigt“ so Heinen, „die Prüflinge waren nach dem Umziehen sofort im Praxisalltag, das hat man gesehen.“
Das neue Format sei zudem in der Durchführung deutlich realistischer, strukturierter und flexibler, beispielsweise weil jemand in die Rolle des Patienten schlüpfen kann und eine Praxis deutlich mehr Aktionsmöglichkeiten biete als ein Klassenzimmer. „Es ist etwas anderes, ob die Prüfung mit einem Instrumentenkoffer in der Schule oder in einem Behandlungsraum einer Praxis stattfinden“, so Heinen.
Vizepräsident Dr. Heil, in dessen Praxis auch einige der ersten Prüfungen stattfanden, zeigt sich mit dem Feedback zufrieden. „Auf dem Papier waren die Prüfungen ein Sprung ins kalte Wasser, doch in Wahrheit war es genau das Gegenteil: Endlich können wir in der Prüfung den Praxisalltag abbilden und damit unserem Anspruch an eine praxisnahe Ausbildung gerecht werden“, so Dr. H
eil.
Denn während vorher die Abschlussprüfungen durch abstrakte Fallkonstruktionen und die Durchführung in der Schule stark theorielastig waren, können nun Auszubildende endlich ihr fachliches Vermögen zeigen. Und auch mögliche Sprachbarrieren fallen weniger ins Gewicht, wenn das fachliche Wissen und vor allem die praktische Ausbildung stimmt.
Während in diesem Jahr nur Auszubildende, die ihre Prüfung vorgezogen haben, geprüft worden sind, folgt im kommenden Jahr die große Bewährungsprobe. „Um dann möglichst alle Prüfungen stemmen zu können, sind wir dringend auf die Unterstützung von Kolleginnen und Kollegen angewiesen, die ihre Praxis für eine Prüfung zur Verfügung stellen“, so Dr. Heil. „Am Ende profitieren wir alle davon, wenn praktisch gut ausgebildetes Fachpersonal in unsere Praxen kommt.“
Für die Durchführung der nächsten praktischen Prüfung werden noch viele Zahnärztinnen und Zahnärzte in Nordrhein gesucht, die dafür ihre Praxis zur Verfügung stellen.
Interessierte erhalten weitere Informationen bei Abteilungsleiter Jörg Kuiper unter:
kuiper@zaek-nr.de