Anfangs sind die Veränderungen häufig schmerzlos und rau, eingezogen oder erhaben. Betroffene denken gar nicht selten an eine Druckstelle oder eine Bissverletzung. Die Lymphknoten am Hals können geschwollen sein und im weiteren Verlauf kann es zu Schmerzen, Müdigkeit, nachlassendem Leistungsvermögen und Appetitverlust mit ungewollter Gewichtsabnahme kommen.
Risikofaktoren
Regelmäßiger Alkoholkonsum und Rauchen können das Erkrankungsrisiko um das 30-fache erhöhen. Die Kombination ist besonders gefährlich. Alkohol erhöht die Schleimhaut-Durchlässigkeit. Die verschiedenen schädlichen und zum Teil krebsauslösenden Bestandteile aus dem Zigarettenrauch, wie etwa Nitrosamine, können umso leichter in die Mundschleimhaut gelangen.
Der wichtigste Risikofaktor für die Entstehung von Mundhöhlenkrebs ist das Rauchen. Sollte bereits eine Krebsvorstufe entstanden sein, bedeutet dies, dass fortgesetztes Rauchen mit großer Wahrscheinlichkeit zur Krebsentstehung führen wird. In dieser Situation ist es besonders wichtig, Nichtraucher zu werden. Unterstützung finden Sie unter www.rauchfrei-info.de.
Ebenso können verschiedene Viren wie z. B. Humane Papillomviren (HPV) oder mangelhafte Mundhygiene die Entstehung eines Mundhöhlenkarzinoms begünstigen.
In einigen Fällen entwickelt sich Mundhöhlenkrebs im Rahmen spezieller Grunderkrankungen. Die wichtigste Form ist der sogenannte Lichen ruber der Mundschleimhaut. Es handelt sich um eine Autoimmunerkrankung, von der 1 bis 2 % der Bevölkerung betroffen sind. Dabei gelangen T-Lymphozyten (auch T-Zellen genannt), eine Gruppe von weißen Blutzellen, die der Immunabwehr dienen, in die tiefere Schicht der Mundschleimhaut und rufen dort eine Entzündungsreaktion hervor. Die Mundschleimhaut kann dabei rot werden, Ulzerationen zeigen oder es bilden sich weißliche, streifenartige Schleimhautveränderungen, die sogenannten Wickhamschen-Streifen.
Das Gefährliche an Lichen ruber mucosae ist, dass sich aus den Hautveränderungen Krebs entwickeln kann. Besonders wichtig sind daher regelmäßige Kontrolluntersuchungen insbesondere der nicht homogen erscheinenden Veränderungen wenigstens alle vier Monate.
Mundhöhlenkrebs feststellen
Immer wenn eine Mundschleimhautveränderung gefährlich erscheint, also der Verdacht auf eine Krebsvorstufe oder einen Mundhöhlenkrebs besteht, ist die Diagnose durch eine Probenentnahme aus dem Tumor zu sichern, z. B. beim Zahnarzt, Oralchirurgen oder Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen.
Die Probenentnahme kann als orientierende, schmerzlose Bürstenbiopsie ohne Anästhesie erfolgen und/oder als Gewebebiopsie in örtlicher oder in Vollnarkose durchgeführt werden. Die Gewebeprobe ist in den meisten Fällen in örtlicher Betäubung möglich und kaum belastend.
Wenn eine Mundschleimhautveränderung eher als ungefährlich eingestuft wird, dann kann ein Zellabstrich zur Untersuchung genügen, die o.g. Bürstenbiopsie. Dabei werden Zellen mit einer kleinen Bürste von der Oberfläche abgeschabt und anschließend untersucht. Ist das Ergebnis des Zellabstriches nicht eindeutig oder verdächtig auf das Vorliegen bösartiger Zellen, so muss zur Klärung auch eine Gewebeprobe erfolgen, da nur diese letzte Sicherheit über die Diagnose gibt. Damit kann Mundhöhlenkrebs eindeutig festgestellt werden.
Die Untersuchung der Gewebeprobe erfolgt in einem histologischen Labor durch einen Pathologen und soll Antworten auf folgende Fragen geben:
- Handelt es sich bei der Gewebeprobe um Anteile eines Tumors oder um eine Tumorvorstufe?
- Welche Art von Tumor liegt vor?
- Wie aggressiv ist der Tumor?
Mundhöhlenkrebs behandeln
Welchen Verlauf die Erkrankung nimmt, hängt unter anderem davon ab, wie schnell und aggressiv der Krebs wächst und wie groß er ist. Oberstes Ziel einer Therapie ist es, den Tumor vollständig zu entfernen. Der Arzt kann dazu aus mehreren Therapieansätzen wählen und diese bei Bedarf kombinieren:
Kleine, örtlich begrenzte Tumore können entweder operiert oder bestrahlt werden.
Bei weiter fortgeschrittenem Krebs wird die Operation häufig um eine Bestrahlung oder eine Strahlen-Chemotherapie ergänzt. Die Behandlung richtet sich auch nach den persönlichen Bedürfnissen und nach dem körperlichen Gesundheitszustand des Betroffenen. Alle Behandlungsmöglichkeiten ebenso wie deren Vor- und Nachteile finden Sie in der folgenden Patientenleitlinie ausführlich beschrieben:
Leitlinienprogramm Onkologie: Patientenleitlinie Mundhöhlenkrebs. Ein Ratgeber für Patientinnen und Patienten.
Was Patienten selbst vorbeugend tun können
- Pflegen Sie Ihren Mund und Ihre Zähne. Putzen Sie Ihre Zähne mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta; Zahnfleisch und Zunge (mechanisch reinigen) zweimal am Tag, morgens nach dem Essen und abends vor dem Schlafengehen.
- Gehen Sie zweimal jährlich zum Zahnarzt und lassen Sie nicht nur Ihre Zähne, sondern auch Ihre Mundschleimhaut untersuchen. Eine regelmäßige professionelle Zahnreinigung in der Zahnarztpraxis entfernt den fest anhaftenden Biofilm auf den Zähnen und Zahnfleischrändern. So wird den schädlichen Bakterien der notwendige Lebensraum entzogen.
- Achten Sie auf Mundschleimhautveränderungen und gehen Sie bei Auffälligkeiten zeitnah, nach spätestens zwei Wochen zum Zahnarzt.
- Gesunde Ernährung mit frischem Obst und Gemüse ist gut für die Abwehrkraft. Und das Trinken von viel Tee und Wasser führt zur Bildung ständig neuen Speichels.
- Rauchen erhöht das Risiko für Mundhöhlenkrebs. Unterstützung zum Rauchstopp finden Sie zum Beispiel hier: www.rauchfrei-info.de.
- Versuchen Sie, wenn überhaupt, nur wenig Alkohol zu trinken.
- Hilfe bei Ängsten, bei sozialen oder rechtlichen Fragen erhalten Sie zum Beispiel durch Sozialdienste, Krebsberatungsstellen oder Selbsthilfeorganisationen.
Informationen erhalten Sie hier:
Diese Patienteninformation beruht unter anderem auf der ärztlichen S3-Leitlinie „Mundhöhlenkarzinom“ und deren Patientenversion des Leitlinienprogramms Onkologie. Das Programm wird getragen von der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), der Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen Krebshilfe. Patientenleitlinie „Mundhöhlenkrebs“
Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ): Krebs der Mundhöhle. Risikofaktoren und Anzeichen, 07.2017.
Wissenschaftlich abgesicherte Patienteninformation der Bundeszahnärztekammer und der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde:
Kunkel / Hertrampf: Früherkennung des Mundhöhlenkrebses
Diese Patienteninformation beruht auf einer Leitlinie zu Vorläuferläsionen des oralen Plattenepithelkarzinoms.
26. April 2021
Dr. phil. Martina Hoffschulte, ZÄK Nordrhein
Wissenschaftliche Durchsicht: Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Daniel Rothamel
Aktualisierung geplant zum 26. April 2023