Krankheiten, die durch Bakterien oder Viren ausgelöst werden, sind überaus häufig. Pilzerkrankungen (Mykosen) treten dagegen seltener auf, obwohl diese Art von Mikroorganismen eigentlich überall zu finden ist und unter ungünstigen Bedingungen - beispielsweise auf Gegenständen oder im Erdboden - lange überleben kann.
Warum eine Infektion mit Pilzen meistens nicht zum Ausbruch einer Erkrankung führt, fand soeben ein deutsch-japanisches Forscherteam heraus: Die Wissenschaftler entdeckten einen körpereigenen Eiweiß-Stoff (Protein), der natürlicherweise auf allen Körperoberflächen vorkommt und der in der Lage ist, krankmachende Faden-Pilze mit einem neuentdeckten Wirkmechanismus abzutöten.
Mykosen der Haut - Unangenehm, lästig und manchmal gefährlich
Allgemein bekannt sind Mykosen der Haut, die im Bereich des Kopfes, der Hände und Füße vorkommen und eben von solchen Faden-Pilzen (Dermatophyten) verursacht werden. Eine Übertragung kann durch direkten Hautkontakt, aber auch indirekt über Kontakt mit infizierten Gegenständen (s.o.) erfolgen. Die erkrankten Bereiche sind in der Regel trocken und schuppig, typischerweise scharf gegenüber der gesunden Haut abgegrenzt und wachsen ringförmig, wenn sie nicht behandelt werden. So kann sich ein landkartenartiges Bild ergeben.
Charakteristische Symptome sind außerdem Rötung, Juckreiz und gegebenenfalls Bläschenbildungen sowie schmerzhafte Hauteinrisse ("Rhagaden"). Begünstigt wird die Infektion durch ein feucht-warmes Milieu, Hautverletzungen, schlechte Durchblutungsverhältnisse und vorliegende Grunderkrankungen (z.B. Diabetes mellitus).
Für die Behandlung stehen verschiedene Antimykotika in Form von Salben oder Cremes zur Verfügung. In schweren oder besonders hartnäckigen Fällen kommen sogar Infusionen in Frage, insbesondere bei Menschen mit geschwächter Abwehrlage, um eine möglicherweise lebensbedrohliche Ausbreitung der Erkrankung zu verhindern.
Mykosen im Mund - Häufig stellt der Zahnarzt die Diagnose
Pilzerkrankungen kommen auch auf den Schleimhäuten vor, also an Geschlechtsorganen sowie im Mund- und Rachenraum, denn gerade hier liegt ein „feucht-warmes Milieu“ vor. Dabei sind in erster Linie Hefepilze (Candida albicans und andere Candida-Verwandte) beteiligt.
Schon als Student lernt jeder Zahnarzt, Erkrankungen der Mundschleimhaut sicher zu erkennen und zu diagnostizieren. Im Rahmen einer regelmäßigen zahnärztlichen Vorsorgeuntersuchung werden also auch solche Erkrankungen entdeckt: Mykosen im Mund – auch als „Soor“ bezeichnet – zeigen sich
Ein Nachweis erfolgt über einen Abstrich. Wichtig zu wissen ist aber, dass auch bei völlig gesunden Menschen in 20 bis 50 Prozent der Fälle eine Besiedlung mit Pilzen feststellbar ist, ohne dass diese erkranken. Typische Stellen für das Auftreten von solchen Pilzerkrankungen sind der Gaumen und die Zungenränder. Als äußerlich sichtbares Begleitsymptom können auch sogenannte „Faulecken“ im Mundwinkel auftreten.
- in einer akuten („orophryngealen“) Variante als weißlicher Belag mit meist rötlicher Begrenzung. Die Beläge lassen sich (im Gegensatz zu anderen weißen Mundschleimhautveränderungen) abwischen, beispielweise mit einem Wattestäbchen oder Holzspatel. Dabei kann es an der Oberfläche zu einer leichten Blutung kommen. Die Patienten haben kaum Schmerzen, sondern eher Geschmacksstörungen und Missempfindungen („pelziges Gefühl“). Betroffen sein können:
- normal entwickelte Säuglinge in den ersten Lebensmonaten (Erkrankung heilt fast immer ohne Folgen ab)
- Frühgeborene und Säuglinge auf Intensivtherapiestationen
- erwachsene Menschen mit schweren oder chronischen Grundkrankheiten und geschwächter Abwehrlage (nach großen Operationen, nach Organtransplantationen, bei und nach Chemotherapie, bei HIV-Infektionen) oder im Zusammenhang mit einer Antibiotika-Behandlung
- in einer chronischen („erythematösen“) Variante mit geröteten Bezirken unterschiedlicher Größe ohne abwischbare weiße Flecken, aber gelegentlich mit Ödem (Schwellung durch Wasseransammlung im Gewebe). Betroffen sind die Kontaktstellen mit Prothesenteilen, also ebenfalls vorwiegend am harten Gaumen und auf dem Zungenrücken, aber auch im Wangenbereich. Die Symptome sind wie bei Variante I, es können aber auch Schmerzen an der Mundschleimhaut und Zungenbrennen hinzukommen.
- in weiteren Varianten, bei denen beispielsweise auch die Schleimhaut der Speiseröhre mit betroffen ist.
Die Behandlung von Pilzerkrankungen im Mund ist abhängig vom Alter des Patienten, Ort und Größe des betroffenen Schleimhautareals und den medizinischen Begleitumständen. In erster Linie werden Antimykotika in Form von Gelen, Tinkturen, Lutschtabletten oder Säften angewendet. Außerdem gilt es, krankheitsbegünstigende Faktoren auszuschalten. Deshalb ist eine perfekte Mund- und Prothesenhygiene empfehlenswert. Zudem sollte nach Abklingen der akuten Symptome eine professionellen Zahnreinigung (PZR) mit Säuberung sämtlicher Nischen durchgeführt werden. Experten geben außerdem folgende Empfehlungen:
- Gefährdete Patienten (z.B. in Krankenhäusern, Pflege- und Altersheimen) sollten vor Schmierinfektionen geschützt werden.
- Mund- und Prothesenpflege mit geeigneten desinfizierenden oder antimyzetisch wirksamen Substanzen.
- Wechsel der Zahnbürste und anderer Mund- bzw. Zahnpflegeartikel.
- Sauger oder Schnuller sollten desinfiziert oder ausgekocht werden.
- In einer kontrollierten, randomisierten Studie konnte nachgewiesen werden, dass der regelmäßige Verzehr von probiotischem Käse bei älteren Personen einen günstigen Effekt auf Speichelfluss und Hefekeimzahl hatte.
Weitere, detaillierte Informationen zum Thema finden Sie u.a. auf den Internetseiten der folgenden Fachgesellschaften:
Dr. med. dent. Dirk Erdmann