Rauchen, Übergewicht, falsche Ernährung und weitere Faktoren erhöhen das Risiko, eine Herz- und Kreislauferkrankung zu bekommen. Das sagt die Statistik. Auf den Einzelfall muss das nicht immer zutreffen. Dennoch wird der verantwortungsvolle Hausarzt seine Patienten vor solchen Gefahren warnen.
Bei Zahnkrankheiten wie Karies und Parodontitis ist es nicht anders. Zur besseren Abschätzung des individuellen Erkrankungsrisikos können bei der regelmäßigen Vorsorgeuntersuchung in der Zahnarztpraxis verschiedene Verfahren für die rechtzeitige Diagnose und die Krankheitsvorhersage (Prognose) zum Zug kommen:
- Gründliche Untersuchung sämtlicher Zahnflächen mit starken Lichtquellen ggf. zusätzlich unter der Lupenbrille, dabei gilt den gefährdeten Zonen ein besonderes Augenmerk (siehe auch Patienteninformation "Weiße Flecken auf den Zähnen")
- Darstellung und Bewertung erfahrungsgemäß kariesanfälliger Bereiche (Zahnzwischenräume) mit Durchleuchtung und mit speziellen Röntgentechniken
- Sichtbarmachen von Zahnbelägen, beispielsweise durch Anfärben (siehe Abbildung)
- Beurteilung der Mundhygienequalität an Hand von Messzahlen (Indizes)
- Ermittlung der Fluorid- und Ernährungsanamnese
Eine zuverlässige Prognose hatte man sich anfangs auch von der sogenannten "Speicheldiagnostik" versprochen. Über die Bestimmung der Zahl von Kariesbakterien - hier insbesondere Streptokokkus mutans und Laktobazillen - im Mund und die produzierte Speichelmenge sowie dem Verhalten des Speichels gegenüber Säuren ("Pufferkapazität) wollte man Rückschlüsse auf die Häufigkeit einer zukünftigen Erkrankung ziehen.
Speicheltests alleine sind nicht aussagekräftig
Die zahnärztlichen Erwartungen an den neuen "Kariesrisikotest" wurden aber nur eingeschränkt erfüllt. Denn wissenschaftliche Untersuchungen zeigen folgendes: Speicheltests ohne Berücksichtigung weiterer Befunde (s.o.) sind unzuverlässig. Insbesondere sind bei einmalig durchgeführten Tests starke Schwankungen festzustellen. Zudem ist die Grenzziehung zwischen Normal- und Risikobereich der Messergebnisse nach wie vor ungeklärt.
Wiederholte Tests ermöglichen dem Zahnarzt aber eine bessere Einschätzung, welche individuellen Prophylaxeangebote für den jeweiligen Patienten sinnvoll sein können.
Weitere Informationen finden Sie beispielsweise auf der Homepage der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK): www.dgzmk.de
Dr. med. dent. Dirk Erdmann